Landschaftspark

Schwertes schönstes Gebäude erhält mit dem neuen Bürgerpark, der am 4. Juni offiziell eingeweiht wurde, nun auch Schwertes außergewöhnlichsten Platz. Damit wächst zusammen – oder besser: wird wieder zusammengeführt, was mal zusammengehörte: Die Raumgestaltung des Plateaus folgt den alten Wasserbecken, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Trinkwassergewinnung für die umliegende Region sicherstellen sollte, und erschließt sich scheinbar selbsttätig die Fläche zum Fluss.

Wunderschön ist es hier

Der neue Landschaftspark rollt sich wie ein breiter Teppich von der Rohrmeisterei zur Ruhr bevor er in vier „Ruhr-Balkonen“ ausläuft, die über die Flächenkante hinweg ins Ruhrtal ragen und so über dem Fluss zu schweben scheinen. So entsteht eine Fläche, die einlädt, die durch sie geschaffene Distanz gleichzeitig zu überbrücken. Sie nimmt die Grundidee der architektonischen Neugestaltung der Rohrmeisterei auf und verbindet Altes mit Neuem, um es auf einer höheren Ebene miteinander zu versöhnen.

Ganz praktisch bedeutet dies: Jede Menge Platz!

… Platz für Kulturelles, das allein durch die Nähe zur Brunneninstallation von Rosemarie Trockel geadelt wird.

… Platz auch für eher weltliche, kommerzielle Veranstaltungen, die vor dem Hintergrund dieser imposanten Kulisse in besonderer Weise zur Wirkung kommen.

… Platz für die Menschen – man kann nur ahnen, wie viele der rund 100.000 Radfahrer, die sich jährlich den Ruhrtalradweg entlang schlängeln, nicht länger an Schwerte vorbei fahren, sondern über unser Plateau den Weg in die Stadt finden werden.

… Platz sogar für Frösche im umhegten Biotop, dessen Artenvielfalt Kindergärten zum Kurzausflug lockt und Naturschützer entzückt.

Kunst und Kultur, Kommerz und Tourismus, Denkmalschutz und Naturschutz - unser Landschaftspark ist der lebendige Beweis dafür, dass dies keine Gegensätze sein müssen.

Tobias Bäcker

Informationen

Ihre Ansprechpartner:
Tobias Bäcker

Tel. 02304-2013001
E-Mail: info@rohrmeisterei-schwerte.de

Rede anlässlich der Eröffnung des Bürgerparks der Rohrmeisterei am 4. Juni 2010

von Tobias Bäcker
(Vorstand der Bürgerstiftung Rohrmeisterei)

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

im Namen der Bürgerstiftung Rohrmeisterei heißen Michael Schade und ich Sie alle herzlich Willkommen. Wir begrüßen zur heutigen Festveranstaltung insbesondere und freuen uns, dass Sie bei uns sind:

Frau Prof. Rosemarie Trockel

den Minister für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Herrn Lutz Lienenkämper und den Bürgermeister der Stadt Schwerte, Herrn Heinrich Böckelühr, die nachher beide zu Ihnen sprechen werden

die beiden Bürgermeister aus Schwertes Partnerstädten Hastings und Leppävirtadie stellvertretende Regierungspräsidentin Frau Geiss-Nethövelden Vorsitzenden des Kuratoriums der Bürgerstiftung Rohrmeisterei, Herrn Ehlerding

sowie Sie alle als unsere Gäste.

Nach den Reden präsentiert Ihnen das Ensemble artscenico – vielen Dank für die Mitwirkung! – die Performance „Königlich“, bevor ich auf dem Podium verschiedene Akteure dieses Projekts zu einem Gespräch begrüße. Dann wird Ihnen Michael Schade einen Text zur Skulptur Less sauvage than others vortragen. Nach einem weiteren Auftritt von artscenico dürfen wir Sie danach bitten, sich zu erheben und über den Steg hinüber zur Skulptur zu lustwandeln. Ihre Inbetriebnahme durch Rosemarie Trockel wird mitgestaltet vom Bläserensemble des Ruhrstadt Orchesters Schwerte, dem ich ebenfalls schon jetzt danke. Nach diesem offiziellen Teil sind Sie dann alle eingeladen zu bleiben oder heute abend wiederzukommen, wenn um 19 Uhr das Fest mit Livemusik beginnt.

Heute ist der Tag, Danke zu sagen,

Den Förderern: dem Ministerium für Bauen und Verkehr und der Staatskanzlei des Landes, der NRW-Stiftung, der Kulturregion Hellweg, der Bezirksregierung Arnsberg, der Stiftung Kultur unserer Sparkasse und der Stadt Schwerte.

Gestatten Sie mir einen persönlichen Dank an drei Menschen, die dieses Projekt in den letzten Jahren mit besonderem Engagement unterstützt haben: An unseren Bürgermeister Heinrich Böckelühr, unseren Landtagsabgeordneten Wolfram Kuschke und an Herrn Joachim Boll, dessen Büro Startklar projektkommunikation dieses Projekt und viele andere gute fordernd und fördernd im Auftrag des Landes begleitet.

Ein Dank an die bisherigen und hoffentlich auch noch kommenden Einzelspender und auch an dieser Stelle an Frau Rosemarie Trockel, die es uns ermöglicht, jedem Spender als Dankeschön einen signierten und nummerierten Druck ihrer Edition zu übergeben.

Wir bedanken uns beim Architektenbüro Winkler und Partner, das die Bauleitung innehatte, und bei allen Firmen und Handwerkern, die dieses Werk verwirklicht haben.

Dank an das Team der Rohrmeisterei, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die den lebendigen Betrieb dieses Hauses verantworten, hier insbesondere an Sonja Schmolke, engste Weggefährtin seit den Anfangszeiten in der damaligen Ruine vor fast zehn Jahren.

Immerhin fünf Jahre hat es gedauert von der Auswahl des Entwurfs bis zur heutigen Eröffnung. Planungsphasen, Finanzierungsprobleme, Altlasten, Bauverzögerungen, ein manchmal mühseliges Vorantreiben der Idee – und das ganze nicht wie damals beim Rohrmeisterei-Gebäude für einen Saal und all seine Nutzer – sondern für eine zugemüllte Brache, einen Hinterhof. Und nun weihen wir ein in einer Zeit der Krise, des Sparens, des Umbruchs, in der uns allen wohl eine Beschränkung auf das Wesentliche bevorsteht.

 

Genau. Wir haben uns auf das Wesentliche beschränkt. Der Fluss, das Gebäude, dazwischen diese Fläche – frei geräumt zu neuer Offenheit, ein neuer Blick ins Tal, ein neuer Blick auf das Industriedenkmal. Und dazwischen diese Fläche.

Beschränkung auf das Wesentliche bedeutet hier:

Die Kunst und die Natur machen Heimat für Menschen aus.

Kein Perfektionismus, der sich im „Klein-Klein“ verliert, sondern Vollendung, weil Blicke über Balkone oder Blicke in ein sprudelndes Wasserbecken auch Blicke über den eigenen Tellerrand sein können.

Manchmal habe ich gedacht, hätten wir nicht alles so lassen und uns dieses Projekt besser nicht auch noch ans Bein binden sollen. Stadtentwicklung ist doch Aufgabe von Politik. Seit das hier vor einigen Wochen Gestalt angenommen hat, seit der Endphase der engagierten Zusammenarbeit mit Frau Trockel, seit den Rückmeldungen von Hunderten begeisterter Spaziergänger, Senioren, Radfahrer, Skater in den letzten Tagen, wird mir klar, dass hier vielleicht mit einem baulichen Fingerschnipsen etwas gelingen könnte, wofür auch die Rohrmeisterei steht: Vermeintliche Gegensätze, überholte Denkmodell wie

Belebende Stadtentwicklung versus geschützte Natur zweckfreie Kunst versus wirtschaftliche Gastronomie bewahrende Denkmalpflege versus neue Architektur solche scheinbaren Gegensätze also aufzuheben, zusammenzufügen, etwas Gutes Ganzes daraus entstehen zu lassen.

Dafür gilt mein Dank dem Architekten Andreas Kipar und der Künstlerin Rosemarie Trockel, die diesen schönen Ort mit Gestaltung und Geist versehen haben, sich von ihm haben inspirieren lassen und ihn inspiriert haben. Und die sich auf das Wesentliche beschränkt haben.

Ich freue mich darauf, für diesen guten Ort gemeinsam mit allen, die ihn sorgsam nutzen, Verantwortung tragen zu dürfen. Es ist nun viel mehr möglich. Es gibt viele Ideen, die man nun behutsam etwas größer denken kann. Die Bürgerstiftung Rohrmeisterei wird demnächst ein Konzept vorstellen, wie wir ab 2011 neue Ideen und Projekte für diesen Park auch mit finanzieller Förderung durch die Rohrmeisterei-Stiftung unterstützen können.

Meine Damen und Herren, auch ich will mich auf das Wesentliche beschränken. Zum Ende noch eine kurze Anekdote:

Vor einigen Jahren wollte eine unscheinbare Pfütze auf dieser Freifläche einfach nicht versickern, sie wuchs und wuchs und plötzlich hörten wir die Frösche quaken. Heute berichten uns die Naturschützer, wie viele hundert erhaltenswerte Arten dort hausen und nisten und brüten. Diese bemerkenswerte Entwicklung, sie passt zur Rohrmeisterei: Eine Pfütze, die mit so viel Eigensinn und Ausdauer ihr großes Ziel verfolgt, und die Frösche, die keine Ruhe geben – das ist sympathisch. Und auch vor mehr als zehn Jahren haben Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt keine Ruhe gegeben, als es um die Rettung der Rohrmeisterei ging. Und auch damals gab es Unkenrufe. Manche begleiten uns bis heute und sind inzwischen motivierende Musik. Wir umhegen mit dem Biotop daher unsere konzertierenden Froschfreunde, denn sie waren die Vorhut für den neuen Park.

Ab jetzt sind auch die Menschen eingeladen, hier zu verweilen. Die Radler, die Skater, die älteren Menschen, die Kunstfreunde, die Erlebnis- oder Erholungssuchenden.

Willkommen Ihnen allen!